Niedersächsischer Fussballverband e.V. spendet 1.500,00 € an PAUL Niedersachsen e.V.
Mit einer großzügigen Spende überrraschte uns zum Weihnachtsfest der Niedersächsische Fussballverband e.V., als der Verbandsvorsitzende des NFV e.V., Christian Röhling in unserer Geschäftsstelle anrief.
Er begründete die Auswahl unseres Verbandes mit der Unterstützung von Kindern und Jugendlichen, die in Pflege- und Adoptivfamilien aufwachsen und mit dem Wunsch der Wertschätzung des ehrenamtlichen Engagements so vieler hilfeleistender Pflege- und Adoptivfamilien.
Der Fußballsport und die Förderung der Kinder- und Jugendhilfe sind eine sinnstiftende Partnerschaft, die es zu fördern gelte, betonte Christian Röhling. Das finden wir auch!
PAUL Niedersachsen e.V. bedankt sich sehr herzlich beim Niedersächsischen Fußballverband e.V. für die erwiesene Anerkennung unserer ehrenamtlichen Tätigkeit und wird die Spendensumme dem Satzungszweck entsprechend einsetzen.
Die offizielle Spendenübergabe erfolgte am 16.02.2023 mit der Überreichung eines Spendenschecks durch den Schatzmeister NFV Bezirk Lüneburg und Kreis Harburg, Herrn Jürgen Miltzlaff.
Der entsprechende Pressebeitrag inkl. Foto siehe oben wurde durch die Cellesche Zeitung am 18.02.2023 veröffentlicht. Wir danken der CZ für die Genehmigung zur Veröffentlichung auf unserer Website.
Wir wollen Kindern, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht bei ihren leiblichen Eltern leben können, helfen und zur Seite stehen. Wir beraten Familien, die ein Kind aufnehmen wollen und vermitteln bei Schwierigkeiten und sind auch Ansprechpartner für Erzieher, Lehrer und alle, die mit Pflege-und Adoptivkindern zu tun haben.
Insbesondere bieten wir den Eltern, die schon ein Pflegekind in ihre Familie aufgenommen haben, eine Beratung zur besseren Wahrnehmung der Aufgaben als Pflegefamilie nach § 33 SGB VIII an. Pflegeeltern fühlen sich häufig von den Jugendämtern nicht immer – zielführend für das Wohl der Pflegekinder – unterstützt. Die Beratung wird von ehrenamtlich tätigen Beratern und Beraterinnen, mit vielfältigen Erfahrungen in der Kinder- und Jugendhilfe, durchgeführt.
1. Konkretes Beratungsangebot
An jedem Dienstag und Donnerstag, in der Zeit von 09:00 – 13:00 Uhr, haben Pflegeeltern die Möglichkeit, sich telefonisch durch unsere Beratungsstelle zu allen Fragen der Vollzeitpflege der Zusammenarbeit mit zuständigen Behörden und Trägern beraten zu lassen. Beratungsanfragen bitte zunächst per Mail an uns gerichtet werden.
2. Begleitung als Beistand
Bei besonderen Konflikten und Problemlagen mit den zuständigen Behörden, wie z.B. mit dem Jugendamt, kann durch PAUL ein Beistand (nach § 13 SGB X) die Position und die Haltung der Pflegeeltern nachhaltig stützen. In dieser Rolle können die Beistände die Pflegeeltern bei den für die Pflegekinder wichtigen Termine, wie z.B. Hilfeplangespräche (§ 36 SGB VIII), ombudschaftlich beraten und unterstützen.
Auf unserer Mitgliederversammlung am 12.06.2022 in Walsrode ernannten wir Herrn Dipl. Sozialpädagogen Klaus Bange aus Nordstemmen zum Ehrenmitglied in unserem Verein.
Herr Bange bringt sich ehrenamtlich als pensionierter ehemaliger Jugendamtsleiter im Rahmen der ombudschaftlichen Beratung von Pflegeeltern mit seinem großen Wissen ein und hat bereits für viele unserer Vereinsmitglieder und vor allem zugunsten der Pflegekinder hilfreich und lösungsorientiert Konflikte mit Behörden begradigt oder konnte als Beistand im Hilfeplanverfahren dazu beitragen, dass einvernehmliche Lösungen gefunden werden konnten. Sein Erfahrungssachverstand ist für unseren Verein eine große Ressource, sodass wir uns sehr freuen, dass er nun unser Ehrenmitglied ist.
Lieber Herr Bange, wir danken Ihnen im Namen der Pflegefamilien und Kinder, die Ihre Unterstützung zu schätzen wissen und wünschen uns, dass Sie gesund und fit bleiben. Unser an Sie überreichter Präsentkorb mit vielen Vitaminen und anderen Köstlichkeiten soll ein kleines Dankeschön sein, an dem Sie hoffentlich Freude haben.
„Das hier ist kein Randphänomen der Gesellschaft. Nein. Das Fetale Alkoholsyndrom ist mitten unter uns.“ Dagmar Elsen
mit freundlicher Genehmigung des Schulz-Kirchner Verlags GmbH zur Veröffentlichung des Vorworts und des Buchcovers
Vorwort
„Du bist doch Journalistin, schreib drüber, sonst gibt‘s immer mehr wie mich“, sagte Luca zu mir nach seiner Diagnose im FASD-Fachzentrum Walstedde. Das war just, nachdem der damals 14-Jährige realisiert hatte: Alkohol hat mein Hirn zerstört als ich ein Baby war im Bauch meiner Mutter. Als er außerdem erfuhr, dass unglaublich viele Menschen gar nicht wissen, dass Alkoholkonsum in der Schwangerschaft derart gefährlich ist. So viele, dass jede Stunde in Deutschland ein Kind mit fetalen Alkoholschäden auf die Welt kommt. So viele, dass wir inzwischen über 1,6 Millionen Betroffene sprechen. Mindestens. Denn die Dunkelziffer ist hoch. Für Luca, der mit seinem wirklichen Namen nicht genannt werden möchte, war sofort klar: Wüssten die Menschen darüber Bescheid, dann würden doch alle alles tun, damit so etwas nicht weiter vorkommt. Trinkt man in der Zeit der Schwangerschaft keinen Alkohol, ist eine solche Behinderung zu hundert Prozent vermeidbar. So weit, so simpel. Ich musste nicht lange überlegen. Luca wurde zur Triebfeder einer sehr intensiven und langen Recherchereise, die mich Woche für Woche, Monat für Monat, immer fassungsloser machte. Zahlen, Daten, Fakten in Dimensionen, die deutlich machen: Das hier ist kein Randphänomen der Gesellschaft. Nein. Das Fetale Alkoholsyndrom ist mitten unter uns. Es betrifft alle – die Bankiersgattin ebenso wie die Frau an der Kasse im Supermarkt oder die unwissentlich Schwangere. Und es geht nicht nur die Mütter an, sondern jeden. Weil jeder wissen sollte, was der Alkohol im Mutterleib anrichtet. Damit niemand mehr auf die Idee kommt zu behaupten, ein Gläschen schadet nicht, der Mutterkuchen ist ein sicherer Schutzmantel. Nein, ist er nicht. Alkohol in der Schwangerschaft ist immer gefährlich – zu jeder Zeit und in jeder Menge! Durch Luca, den ich aus meinem persönlichen Umfeld kenne und den ich habe aufwachsen sehen, waren mir die Probleme und Defizite von FASD-Betroffenen vertraut. Ich habe miterlebt, wie der hübsche, fröhliche Junge, dem man seine Behinderung nicht im Mindesten ansieht, erst schleichend, dann immer deutlicher begann zu straucheln. Schneller und schneller drehte sich das Rad, immer tiefer zog es ihn in der Pubertät in den Abgrund. Es war die Hölle. Die Hölle für ihn, für seine Familie. Kein Arzt wusste Rat. Keine Klinik stellte die richtige Diagnose. Alle meinten, na ja, das Drama wird der Adoption geschuldet sein. Dann ein Tipp, ein Zufall, über eine Bekannte, die der Adoptivmutter die Aufnahme in der Kinderund Jugendklinik Walstedde empfahl. Es hat mich mit Entsetzen erfüllt, dass weder ein Kinderarzt, noch ein Ergotherapeut, Psychologe, Psychiater, Lehrer, Erzieher, eben niemand auf die Idee gekommen ist, der Junge könnte fetale Alkoholschäden haben. Das, obwohl Luca einer von tausenden typischen Fällen ist – körperlich unauffällig, mit durchschnittlichem Intelligenzquotienten, aber kognitiv stark defizitär, ebenso in den Exekutivfunktionen, orientierungslos, ohne Zeitgefühl, Mathe ist ihm ein Gräuel, seine unkontrollierten Wutanfälle legendär. Warum nur ist dieses Syndrom so unbekannt, fragte ich mich. Ich forschte im Internet, las alles, was ich kriegen konnte. Ich interviewte auf dem Gebiet der fetalen Alkoholschäden renommierte – ja, es gibt sie, wenige, aber doch! – Ärzte, Psychologen, Therapeuten, FASD-Fachberater. Ich sprach mit Eltern, mit leiblichen, Pflege- und Adoptiveltern, sprach mit erwachsenen Betroffenen. Sie erzählten stets atemlos und aufgebracht. Allesamt waren es aufwühlende Geschichten, die das facettenreiche, fatale Ausmaß der von unserer Gesellschaft vertuschten Thematik offenbarte. Die schlimmste Geschichte von allen war die von Max. Sie bricht einem das Herz. Ein Kind von elf Jahren hält die Pein des Lebens nicht mehr aus und begeht Selbstmord. Es ist der blanke Horror. Schockiert hat mich bei meiner Recherche obendrein, wie sehr Ängste vorherrschten offen zu reden, sich selbst zu benennen und die Personen und Ämter, die maßgeblich an den vielschichtigen Missständen beteiligt sind, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. FASD, das gibt es hier nicht. Hokuspokus. Modediagnose. Lassen die Pflegeeltern nicht locker, zeigen auf, was mit ihren Kindern los ist, fordern Hilfe und Unterstützung ein, müssen sie darum fürchten, dass ihnen die Kinder wieder weggenommen werden. Eine bedrückende Tatsache. Bitte uns im Text anonymisieren, hieß es deshalb auch immer wieder. Ein weiterer Grund für den Wunsch nach Anonymität, der einmal mehr die Gesinnung unserer ach so integrativen Gesellschaft offenlegt: die Sorge, stigmatisiert und gesellschaftlich isoliert zu werden. Drei Jahre liegen nun hinter mir, seit ich mich intensiv mit FASD auseinandergesetzt habe. Eine lange Zeit. Aber viel Zeit ist notwendig, um zu erfassen und zu verstehen. Nicht nur das Syndrom an sich ist so komplex in seinem Erscheinungsbild und seinen Auswirkungen. Es stellt das ganze Leben der Betroffenen und ihrer Familien und Freunde auf den Kopf. Wie sagt Luca immer so schön: „Ich bin kein normaler Behinderter.“ Was er damit meint, versteht man, wenn man all die Geschichten dieser besonderen Menschen gelesen hat. Die Recherchen haben aber glücklicherweise nicht nur die dunklen Seiten des Syndroms offenbart. Immer mehr kämpferische Menschen stehen auf, trauen sich ihre Rechte zu benennen und einzufordern, erheben die Stimme und gehen an die Öffentlichkeit. Und wenn sie es geschafft haben, die Unterstützung zu erhalten, die ihnen zusteht, zeigt sich sofort, dass das Leben für Menschen mit fetalen Al- koholschäden einen ganz anderen, einen so positiven Verlauf nehmen kann. Es muss den Eltern, ihren Kindern, den erwachsenen Betroffenen lediglich die Chance darauf gewährt werden. Schließlich ist es eine Chance, die rechtlich verbrieft ist. Ich danke von Herzen allen, die es mir möglich gemacht haben, dieses Buch zu schreiben. Die Offenheit und das Vertrauen, das mir dafür geschenkt wurde, haben mich sehr berührt. Viele Tränen sind bei den Gesprächen geflossen. Vor Kummer, vor Sorge, vor Wut und Angst, aber auch vor Freude und, das ist besonders schön, vor lauter Lachen. Denn Menschen mit fetalen Alkoholschäden sind grundsätzlich sehr humorvolle, ausgestattet mit einer ganz anderen Logik im Kopf, die zu den lustigsten Anekdoten führt. Sie sind von rührender Naivität und einer großen Herzenswärme. Sie leben im Hier und Jetzt. Und das macht sie beneidenswert unbekümmert. Herzlich Dagmar Elsen
Eine niedersächsische Studie zum Übergang von jungen Menschen aus der Pflegekinderhilfe ins Erwachsenenleben
Etwa 7.000 junge Erwachsene zwischen 17 und 19 Jahren haben im Jahr 2017 in Niedersachsen die stationäre Erziehungshilfe (also Pflegefamilie, Wohngruppe/sonstige betreute Wohnform) verlassen. Das Kinder – und Jugendhilfegesetz sieht eine Unterstützung von jungen Menschen bis zum 21. Lebensjahr vor(in Einzelfällen sogar länger), aber viele stationäre Hilfen enden deutlich früher. Die betroffenen jungen Menschen verlassen die Hilfe und werden zu sogenannten Care Leaver:innen. Viele Herausforderungen sind mit diesem Übergang verbunden, z.B. die Wohnungssuche, Existenzsicherung, Erreichen einer Ausbildung, Ablösung aus vertrauten Lebenskontexten.
Die nachfolgenden Hilfsangebote sind oft nicht auf die Bedarfslagen von jungen Erwachsenen mit Jugendhilfeerfahrungen ausgerichtet. Viele der jungen Menschen sind auf sich allein gestellt.
Seit etwa 10 Jahren gibt es mehr Aufmerksamkeit in der Fachwelt für die Situation von Care Leaver:innen, über den Übergang von jungen Menschen aus Pflegefamilien ins Erwachsenenleben liegt in Deutschland aber bisher wenig Wissen vor. Inzwischen wird (ganz aktuell!) mit dem im Juni 2021 verabschiedeten Kinder- und Jugendstärkungsgesetz eine bessere Übergangsbegleitung gesetzlich festgelegt.
Das Projekt Familie auf Zeit möchte den Übergang aus Pflegefamilien ins Erwachsenenleben in Niedersachsen näher untersuchen. Dazu sollen Care Leaver:innen aus Pflegefamilien befragt werden. Aber auch die Erfahrungen von Pflegeeltern sollen in dem Projekt betrachtet werden. Die Studie gliedert sich in drei Phasen:
Teil 1: Erste partizipative Workshops mit Care Leaver:innen bzw. mit Pflegeeltern: Infos zur Studie, Sammlung von Erfahrungen mit der Übergangsvorbereitung und – begleitung.
Teil 2: Individuelle Befragung von Care Leaver:innen (mindestens 17 Jahre alt) und Pflegeeltern, bei denen das Ende des Pflegeverhältnisses in den kommenden 12 Monaten zu erwarten ist. Folgebefragung ca. 1 Jahr nach dem ersten Interview.
Teil 3: Workshops zur Diskussion von Forschungsergebnissen mit Care Leaver:innen bzw. Pflegeeltern
Interessierte können in allen Phasen teilnehmen oder auch nur an einzelnen.
Die Universität Hildesheim forscht seit vielen Jahren über die Lebenssituation von Care Leaver:innen und begleitet Projekte in der Praxis. Über ihr Interesse an einer Mitwirkung bei dem Projekt Familie auf Zeit würden wir uns sehr freuen. Wenn eine Teilnahme für Sie und /oder Ihr Pflegekind in Betracht kommt oder bei Fragen melden Sie sich gerne bei mir.
Mit besten Grüßen
Severine Thomas
Stiftung Universität Hildesheim – Institut für Sozial- und Organisationspädagogik